Mittwoch, 13. Februar 2019

Leder nähen für Anfänger - Die Grundlagen


Mit Leder zu arbeiten hat mich schon lange fasziniert. Allerdings habe ich mich lange nicht daran getraut. Als ich es dann endlich angepackt habe fand ich im Internet kaum eine Anleitung für totale Anfänger wie mich. Es war mühsam von überall Informationen zusammen zu sammeln, vor allem weil jeder es anders macht. Welche Werkzeuge brauche ich? Woher bekomme ich die? Welches Leder brauche ich? Und woher bekomme ich das? Wie macht man überhaupt so eine Sattlernaht? Welche Projekte sind für Anfänger geeignet?
Und deswegen mache ich hier jetzt eine kleine Reihe über das Arbeiten mit Leder. Ich bin selbst kein Sattler oder Schuster, aber ich möchte euch hier zeigen, was für tolle Projekte man mit Leder machen kann, und dass schon ca. 30€ für Werkzeug ausreichen um anzufangen.



Das hier ist der erste Teil der Reihe "Leder". Hier lernt ihr die Grundlagen und welche Materialien ihr braucht. Nach und nach werde ich euch hier zeigen, was man tolles mit Leder basteln kann. Es gibt unzählige Möglichkeiten und tolle Geschenkideen, wie zum Beispiel einen Ledergürtel, Halsbänder und Leinen für Hunde, Lederhüllen für Handys oder eBook-Reader, einen Halsring für das Pferd, oder sogar Lederhandtaschen. Lasst euch überraschen!

Zunächst einmal zu den Lederwerkzeugen,die ihr für eure zukünftigen Projekte braucht. Das sind einmalige Anschaffungen, mit denen ihr später viele verschiedene Ideen umsetzten könnt. Um Versandkosten zu sparen, habe ich alle Werkzeuge in einem Shops bestellt. Bei den Ledermachern.


Ihr braucht 
Ihr braucht auf jeden Fall:

  • Ledernadeln 1mm (von hier für 4,50€)
  • Gewachster Faden 1mm (Ich hatte einen geeigneten schon von einem anderen Projekt von amazon für 11,59€. Sonst würde ich aber den Faden beim gleichen Shop wie die Lederwerkzeuge oder das Leder bestellen. Dort ist es zum Teil auch günstiger. Zum Beispiel hier bei den Ledermachern oder bei ds-leder)
  • scharfes Cuttermesser
  • Optional: Eine Rundahle um Löcher vor dem vernähen zu weiten. Eine Rundahle ist nicht  teuer und macht euch das Leben beim vernähen deutlich einfacher.
  • Optional: Einen Hobel um das Leder an den passenden Stellen dünner zu machen.

Außerdem braucht ihr Werkzeuge um Löcher in das Leder vorzustechen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

Möglichkeit 1: Ihr benutzt Schlageisen. 
Diese setzt man auf dem Leder an und schlägt dann mit einem Hammer auf das Schlageisen. Dadurch entstehen die typischen diamantförmigen Löcher für eine Sattlernaht im Leder. 
Das hat den Vorteil, dass die Löcher und Abstände dazwischen komplett gleichmäßig werden und die Naht auch bei Anfängern von hinten schön gleichmäßig wird. 
Der Nachteil hierbei ist, dass man mehrere Schlageisen braucht wenn man ein anderes Projekt machen möchte bei dem man zum Beispiel kleinere Löcher haben möchte, oder um um Rundungen zu Nähen (dafür nimmt man ein Schlageisen mit nur einem Zahn).
Bei dieser Methode braucht ihr nicht unbedingt ein Nähpony. Da die Löcher schon vorgeschlagen sind, kann man das Lederstück ganz gut mit den Händen einklemmen.
Daher würde ich diese Möglichkeit jedem empfehlen, der schnell gute Ergebnisse erzielen möchte, aber nicht vor hat viele verschiedene Projekte mit unterschiedlicher Naht zu nähen.
Ihr braucht:
  • Schlageisen (/ Stecheisen / Schlitzeisen / Chisel) für Nahtlöcher 4 oder 6 Zähne - 2,5 oder 2mm (zum Beispiel hier für 15,95€, bzw die anderen Varianten findet ihr hier unten auf der Seite)
    Ich habe mich für 4 Zähne mit 2,5mm großen Löchern entschieden. Im Nachhinein würde ich aber eher 6 Zähne nehmen. Das reicht als minimale Länge auch, und erspart Arbeit beim Vorstechen.
  • Optional: Ein Nähpony*. Das klemmt das Leder in der richtigen Position zusammen, sodass ihr nähen könnt, ohne es festheben zu müssen. Auf Dauer ist das sehr angenehm. Günstige Ponys gibt es hier bei Amazon, die sind zwar nicht sehr hochwertig, aber erfüllen ihren Zweck super!


Möglichkeit 2: Ihr näht mit einer Schwertahle.
Das braucht ein bisschen mehr Übung und ist mehr Aufwand, da man die Ahle schleifen muss. Dafür ist man hier flexibler mit dem Lochabstand und kann leicht um Rundungen nähen. 
Bei dieser Variante braucht ihr auf jeden Fall ein Nähpony.
Alle, die sich genauer mit Leder beschäftigen möchten und bereit sind dafür Zeit zum Üben zu investieren empfehle ich diese Möglichkeit.
Ihr braucht:
  • Schwertahle in der passenden Breite. Für die Anfänger-Projekte die ich euch vorstellen werde braucht ihr eine breite Schwertahle, wie diese hier, mit passendem Heft, zum Beispiel dieser. Hier macht es euch das Leben um einiges leichter, wenn ihr schon eine scharf geschliffene Ahle kauft, sonst seid ihr erst einmal ewig mit schleifen beschäftigt, bevor ihr loslegen könnt.
  • Um die Ahle zu schärfen: Nass-Schleifpapier in den Körnungen 400, 800, 1200. Ein Stück Jeansstoff, oder Feuerwehrschlauch und Schleifpaste. Außer dem Stoff bekommt ihr alles im Baumarkt. Wie Ahlen geschliffen werden wird hier super erklärt.
  • Prickrad um einen gleichmäßigen Abstand anzeichnen zu können. 
  • Ein Nähpony. Das klemmt das Leder in der richtigen Position zusammen, sodass ihr nähen könnt, ohne es festheben zu müssen. Günstige Ponys gibt es hier bei Amazon, die sind zwar nicht sehr hochwertig, aber erfüllen ihren Zweck super!

Achtung! Die hier verlinkten Werkzeuge erzeugen eine relativ große Naht (siehe rechts), die am Anfang nicht nur einfacher ist, sondern auch toll aussieht. Für Projekte wie eine Hundeleine, einen Halsring oder einen Gürtel passt die Näht super, falls ihr aber gleich mit sehr feinen Nähten anfangen wollt, braucht ihr kleinere Nadeln, einen dünneren Faden und eine schmälere Ahle oder ein Schlageisen, das kleinere Löcher erzeugt.
Eine feinere Naht benutze ich in einem der nächsten Projekte. Ich werde euch alle Links zu den Werkzeugen dann dort verlinken.


Kosten
Das kommt total darauf an welche Möglichkeit ihr wählt. Meine Erstausstattung waren nur Nadeln, Faden und Schlageisen. Dadurch bin ich für die Werkzeuge inklusive Versandkosten auf ca 30€ gekommen.
Später habe ich mir die "Pro-Ausstattung" mit Rundahle, Stechahle, Nähpony, Prickrad, Nadeln und Faden geholt. Da kommt man auf ca. 85€ inkl. Versandkosten.
Hinzu kommen dann noch die Kosten für das Leder.



Bevor ihr mit euren ersten Projekten anfangen könnt, solltet ihr erst einmal üben wie die Sattlernaht geht, wie man den Faden vernäht und was man beachten muss wenn man die Kanten versäubert.


Sattlernaht
Die Sattlernaht ist eine besonders stabile Handnaht, um wird benutzt um Leder zu Nähen. Man kann sie für noch mehr Haltbarkeit mit oder ohne Knoten nähen .
Charakteristisch für die Sattlernaht sind die schrägen, diamantförmigen Nahtlöcher, durch die die Naht eine schöne Treppung bekommt. Der Faden läuft dabei immer den kürzesten Weg: von einem Loch oben in das nächste unten. Auf diesem Bild könnt ihr das schön sehen:


Die ersten Sattlernähte könnt ihr an einem dickeren Stück Karton üben. Das Nahtbild sieht dann zwar nicht so schön aus wie später auf Leder, aber dafür "verschwendet" ihr nichts von dem Leder für eure ersten Versuche.


Möglichkeit 1: Mit Stecheisen

Legt das Stück Leder (oder den Test-Karton) auf eine Unterlage die beschädigt werden darf (zum Beispiel ein Holzbrett oder einen sehr dicken Stapel Zeitungen). Schlagt mit einem Hammer das Stecheisen in das Leder, so dass die typischen diamantförmigen Löcher entstehen.
Setzt das Stecheisen dann im letzten Loch an und macht so Schlag für Schlag weiter bis ihr so viele Löcher habt wie ihr braucht.
Messt euch ein Stück Faden ab das mindestens vier Mal so lang ist wie die Strecke, die ihr nähen wollt. Fädelt an beiden Seiten die Nadeln auf und "verknotet" sie, so wie ihr es unten in der Bilderserie sehen könnt. Bewegte Bilder könnt ihr in diesem Video bei 2:46min sehen.



Die Sattlernaht in Worten zu beschreiben halte ich für unnötig kompliziert. Deshalb verweise ich hier auf dieses toll gemachte Video von Youtube. (Ab Minute 8:07). Ihr erfahrt sehr anschaulich wie man eine Sattlernaht macht. Wir werden sowohl die Variante mit als auch die ohne Knoten verwenden, daher solltet ihr beides üben bis ihr mit dem Nahtbild zufrieden seid. Hier wird mit einer Stechahle (Möglichkeit 2) genäht, das Einstechen fällt bei unserer Variante deshalb einfach weg, den Rest könnt ihr genau so übernehmen.
Wichtig ist hierbei, dass die Oberseite auf der man die Löcher gestochen hat beim Nähen auf der linken Seite ist. Sonst ist die Neigung der Löcher nachher genau falsch herum. Das könnt ihr in diesem Video nochmal genauer sehen.



Möglichkeit 2: Mit der Schwertahle
Überprüft zunächst, ob eure Schwertahle scharf ist. Sonst müsst ihr sie gegebenenfalls noch einmal schärfen. Markiert dann mit dem Prickrad den gewünschten Abstand der Stiche und klemmt das Lederstück anschließend in das Nähpony ein.
Messt euch ein Stück Faden ab das mindestens vier Mal so lang ist wie die Strecke, die ihr nähen wollt. Fädelt an beiden Seiten die Nadeln auf und "verknotet" sie, so wie ihr es unten in der Bilderserie sehen könnt. Bewegte Bilder könnt ihr in diesem Video bei 2:46min sehen. 



Die Sattlernaht in Worten zu beschreiben halte ich für unnötig kompliziert. Deshalb verweise ich hier auf dieses toll gemachte Video von Youtube. (Ab Minute 8:07)
Ihr erfahrt sehr anschaulich wie man eine Sattlernaht macht. Wir werden sowohl die Variante mit als auch die ohne Knoten verwenden, daher solltet ihr beides üben bis ihr mit dem Nahtbild zufrieden seid. Allerdings hat sich im Video ein kleiner Fehler eingeschlichen: Die Stechahle wird genau in die falsche Richtung geneigt. Damit der Faden nachher richtig in den Löchern liegt muss die Stechahle aus der Waagrechten ca . 45° im Uhrzeigersinn gedreht werden. Und nicht wie im Video zu sehen dagegen. Anders gesagt: Man kippt die Hand ein Stück nach hinten ab, so wie man beim Motorrad fahren Gas geben würde.
Sonst ist die Neigung der Löcher nachher genau falsch herum und der Faden verläuft nicht auf dem kürzesten Weg von Loch zu Loch.




Faden vernähen
Damit die Naht nicht aufgeht vernäht man am Anfang und am Ende der Naht 2-3 Stiche.
Dabei näht man die ersten und letzten Stiche einfach doppelt. 
Das schönste Nahtbild bekommt man, wenn dabei die unteren Stiche ohne Knoten sind!
Dazu fängt man die Naht nicht im ersten Loch (das, das am weitesten vom Körper weg ist) an, sondern im dritten oder vierten. (Beim Nähen mit Schwertahle sticht man diese Löcher vorher vor.)
Näht dann mit der Naht ohne Knoten vom Körper weg bis ihr im ersten Loch angelangt seid. Zieht den Faden hierbei ein wenig fester an als ihr das normalerweise macht, damit die doppelten Stiche nicht so viel dicker werden.

Wenn ihr möchtet könnt ihr jetzt einen rustikalen Überschlag machen:
Dazu überkreuzt ihr die Fäden über der Außenkante des Leders, und näht in das gleiche Loch einen Stich mit Knoten. In diesem Video seht ihr das ab Minute 13:29.



Jetzt beginnt die ganz normale Naht, das heißt wenn ihr einen Naht mit Knoten möchtet fangt ihr jetzt damit an. Weitet mit der Rundahle die Löcher und näht über die ersten Stiche drüber. Ihr könnt beide Nähte entweder nebeneinander legen, oder übereinander. Letzteres finde ich persönlich schöner, da sie dann kaum auffallen.
Die letzten drei Stiche der Naht werden wieder ohne Knoten genäht, und fester angezogen. Dann näht man wieder rückwärts mit der normalen Naht (also gegebenenfalls mit Knoten) über die Stiche drüber.
Wenn euer Projekt eine Rückseite hat, könnt mit dem Faden, der auf der Vorderseite raus kommt noch einen Stich nach hinten machen, so dass beide Fäden auf der Rückseite sind und dann dort abschneiden.
Ansonsten werden die Fäden einfach abgeschnitten.




Kanten bearbeiten
Je nach Leder muss man die Kanten des Lederstücks noch bearbeiten, damit diese schön glatt aussehen.
Für unsere ersten Projekte wählen wir deshalb Leder bei dem das nicht nötig ist, zum Beispiel Fettleder, oder nehmen Lederrohlinge bei denen die Kanten schon bearbeitet sind.
Für alle Fortgeschrittenen erkläre ich jetzt wie man die Kanten bearbeitet.

Ihr braucht
  • Kantenbrecher / Kantenzieher
  • Schleifpapier 
  • optional: Sattlerseife
  • Bienenwachs
  • Kantenpolierer (ich habe diesen* von amazon. Der ist zwar super, hat allerdings ziemlich lange gebraucht bis er da war... )
  • ggf. Lederfarbe in der Farbe eures Lederstücks um die Kante nachzufärben
Zunächst einmal fährt man mit dem Kantenbrecher auf beiden Seiten am Rand der Kante entlang. Das bewirkt, dass die Kante nicht mehr so eckig ist und später schön abgerundet ist.
Mit Schleifpapier (erst grob, dann immer feiner) verstärkt man diesen Effekt und produziert eine schöne Kante.
Falls das Leder sehr fusselig ist, kann man zwischen dem Schleifen mit Sattlerseife darüber wischen. Das glättet die Fasern.
Zum Schluss verteilt man etwas Bienenwachs auf der Kante und rubbelt mir dem Kantenpolierer so lange, bis eine gleichmäßige glänzende Kante entsteht. Je länger man poliert, desto besser!
Ein tolles Video zu dem Thema könnt ihr euch hier  oder auch hier anschauen. Dort werden zum Teil technischere Werkzeuge und spezielle Wachse benutzt. Das braucht ihr aber nicht unbedingt. Die Materialien oben reichen für den Anfang völlig.




Ausschärfen 
Wenn man zwei Lagen Leder aufeinander näht reduziert man oft die Dicke der beiden Stücke, damit keine so große Wulst entsteht.
Dazu nimmt man ein scharfes (Cutter-)  Messer und schneidet das Leder auf der Rückseite zum Ende hin dünner.
Wenn ihr einen Hobel habt, könnt ihr auch damit das Leder vorsichtig abtragen. Das geht leichter und schneller.
Wichtig dabei ist, dass man noch ca. ein drittel der ursprünglichen Dicke erhält. Mach man das Leder zu dünn, dann wellt es sich oft an der Kante.



Fertig! 
Jetzt habt ihr alle Grundlagen um mit eurem ersten Projekt anfangen zu können! Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim ausprobieren dieser neuen Technik!
Hier findet ihr nochmal alle Tutorials zum Thema Leder. Schaut euch auf jeden Fall die Anfänger Projekte wie zum Beispiel der Halsring, die Leine, oder den Ledergürtel an, die jetzt nach und nach online kommen werden.
Um das sofort mit zu bekommen könnt ihr mir auf Instagram, Facebook oder Pinterest folgen. Kontakt
Bei Fragen schreibt mir jeder Zeit, zum Beispiel über Instagram oder per Mail.
Ich würde mich auch wahnsinnig freuen wenn ihr mich verlinkt, oder mir Bilder davon schickt!

Eure Jacky ▽


(Die mit * markierten Prokute sind Amazon affiliative Links. Wenn ihr ein Produkt über diesen Link kauft erhalte ich eine Provision, für euch wird das Produkt aber nicht teurer. Genauere Infos findet ihr in meinem Post zum Thema Werbung. Vielen Dank für eure Unterstützung!)

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