Mit
Leder zu arbeiten hat mich schon lange fasziniert. Allerdings habe ich
mich lange nicht daran getraut. Als ich es dann endlich angepackt habe
fand ich im Internet kaum eine Anleitung für totale Anfänger wie mich.
Es war mühsam von überall Informationen zusammen zu sammeln, vor allem
weil jeder es anders macht. Welche Werkzeuge brauche ich? Woher bekomme
ich die? Welches Leder brauche ich? Und woher bekomme ich das? Wie macht
man überhaupt so eine Sattlernaht? Welche Projekte sind für Anfänger
geeignet?
Und deswegen mache ich hier jetzt eine kleine Reihe über das Arbeiten mit Leder.
Ich bin selbst kein Sattler oder Schuster, aber ich möchte euch hier
zeigen, was für tolle Projekte man mit Leder machen kann, und dass schon
ca. 30€ für Werkzeug ausreichen um anzufangen.
Das hier ist der erste Teil der Reihe "Leder". Hier lernt ihr die Grundlagen und welche Materialien ihr braucht. Nach und nach werde ich euch hier zeigen,
was man tolles mit Leder basteln kann. Es gibt unzählige Möglichkeiten
und tolle Geschenkideen, wie zum Beispiel einen Ledergürtel, Halsbänder
und Leinen für Hunde, Lederhüllen für Handys oder eBook-Reader, einen
Halsring für das Pferd, oder sogar Lederhandtaschen. Lasst euch
überraschen!
Zunächst einmal zu den Lederwerkzeugen,die ihr für eure zukünftigen Projekte braucht. Das sind einmalige
Anschaffungen, mit denen ihr später viele verschiedene Ideen umsetzten
könnt. Um Versandkosten zu sparen, habe ich alle Werkzeuge in einem
Shops bestellt. Bei den Ledermachern.
Ihr braucht
Ihr braucht auf jeden Fall:
- Ledernadeln 1mm (von hier für 4,50€)
- Gewachster Faden 1mm (Ich hatte einen geeigneten schon von einem anderen Projekt von amazon für 11,59€. Sonst würde ich aber den Faden beim gleichen Shop wie die Lederwerkzeuge oder das Leder bestellen. Dort ist es zum Teil auch günstiger. Zum Beispiel hier bei den Ledermachern oder bei ds-leder)
- scharfes Cuttermesser
- Optional: Eine Rundahle um Löcher vor dem vernähen zu weiten. Eine Rundahle ist nicht teuer und macht euch das Leben beim vernähen deutlich einfacher.
- Optional: Einen Hobel um das Leder an den passenden Stellen dünner zu machen.
Außerdem braucht ihr Werkzeuge um Löcher in das Leder vorzustechen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:
Möglichkeit 1:
Ihr benutzt Schlageisen.
Diese setzt man auf dem Leder an und schlägt
dann mit einem Hammer auf das Schlageisen. Dadurch entstehen die
typischen diamantförmigen Löcher für eine Sattlernaht im Leder.
Das hat
den Vorteil, dass die Löcher und Abstände dazwischen komplett
gleichmäßig werden und die Naht auch bei Anfängern von hinten schön
gleichmäßig wird.
Der Nachteil hierbei ist, dass man mehrere Schlageisen
braucht wenn man ein anderes Projekt machen möchte bei dem man zum
Beispiel kleinere Löcher haben möchte, oder um um Rundungen zu Nähen
(dafür nimmt man ein Schlageisen mit nur einem Zahn).
Bei dieser
Methode braucht ihr nicht unbedingt ein Nähpony. Da die Löcher schon
vorgeschlagen sind, kann man das Lederstück ganz gut mit den Händen
einklemmen.
Daher würde ich diese Möglichkeit jedem
empfehlen, der schnell gute Ergebnisse erzielen möchte, aber nicht vor
hat viele verschiedene Projekte mit unterschiedlicher Naht zu nähen.
Ihr braucht:
- Schlageisen (/ Stecheisen / Schlitzeisen / Chisel) für Nahtlöcher 4 oder 6 Zähne - 2,5 oder 2mm (zum Beispiel hier für 15,95€, bzw die anderen Varianten findet ihr hier unten auf der Seite)
Ich habe mich für 4 Zähne mit 2,5mm großen Löchern entschieden. Im Nachhinein würde ich aber eher 6 Zähne nehmen. Das reicht als minimale Länge auch, und erspart Arbeit beim Vorstechen. - Optional: Ein Nähpony*. Das klemmt das Leder in der richtigen Position zusammen, sodass ihr nähen könnt, ohne es festheben zu müssen. Auf Dauer ist das sehr angenehm. Günstige Ponys gibt es hier bei Amazon, die sind zwar nicht sehr hochwertig, aber erfüllen ihren Zweck super!
Möglichkeit 2:
Ihr näht mit einer Schwertahle.
Das braucht ein bisschen mehr Übung und
ist mehr Aufwand, da man die Ahle schleifen muss. Dafür ist man hier
flexibler mit dem Lochabstand und kann leicht um Rundungen nähen.
Bei dieser Variante braucht ihr auf jeden Fall ein Nähpony.
Alle,
die sich genauer mit Leder beschäftigen möchten und bereit sind dafür
Zeit zum Üben zu investieren empfehle ich diese Möglichkeit.
Ihr braucht:
- Schwertahle in der passenden Breite. Für die Anfänger-Projekte die ich euch vorstellen werde braucht ihr eine breite Schwertahle, wie diese hier, mit passendem Heft, zum Beispiel dieser. Hier macht es euch das Leben um einiges leichter, wenn ihr schon eine scharf geschliffene Ahle kauft, sonst seid ihr erst einmal ewig mit schleifen beschäftigt, bevor ihr loslegen könnt.
- Um die Ahle zu schärfen: Nass-Schleifpapier in den Körnungen 400, 800, 1200. Ein Stück Jeansstoff, oder Feuerwehrschlauch und Schleifpaste. Außer dem Stoff bekommt ihr alles im Baumarkt. Wie Ahlen geschliffen werden wird hier super erklärt.
- Prickrad um einen gleichmäßigen Abstand anzeichnen zu können.
- Ein Nähpony. Das klemmt das Leder in der richtigen Position zusammen, sodass ihr nähen könnt, ohne es festheben zu müssen. Günstige Ponys gibt es hier bei Amazon, die sind zwar nicht sehr hochwertig, aber erfüllen ihren Zweck super!
Achtung! Die hier verlinkten Werkzeuge erzeugen
eine relativ große Naht
(siehe rechts), die am Anfang nicht nur einfacher ist, sondern auch
toll aussieht. Für Projekte wie eine Hundeleine, einen Halsring oder
einen Gürtel passt die Näht super, falls ihr aber gleich mit sehr feinen
Nähten anfangen wollt, braucht ihr kleinere Nadeln, einen dünneren Faden
und eine schmälere Ahle oder ein Schlageisen, das kleinere Löcher erzeugt.
Eine feinere Naht benutze ich in einem der nächsten Projekte. Ich werde euch alle Links zu den Werkzeugen dann dort verlinken.
Kosten
Das
kommt total darauf an welche Möglichkeit ihr wählt. Meine
Erstausstattung waren nur Nadeln, Faden und Schlageisen. Dadurch bin ich
für die Werkzeuge inklusive Versandkosten auf ca 30€ gekommen.
Später
habe ich mir die "Pro-Ausstattung" mit Rundahle, Stechahle, Nähpony,
Prickrad, Nadeln und Faden geholt. Da kommt man auf ca. 85€ inkl.
Versandkosten.
Hinzu kommen dann noch die Kosten für das Leder.
Bevor
ihr mit euren ersten Projekten anfangen könnt, solltet ihr erst einmal
üben wie die Sattlernaht geht, wie man den Faden vernäht und was man
beachten muss wenn man die Kanten versäubert.
Sattlernaht
Die Sattlernaht ist eine besonders stabile Handnaht, um wird benutzt um Leder zu Nähen. Man kann sie für noch mehr Haltbarkeit mit oder ohne Knoten nähen .
Charakteristisch für die Sattlernaht sind die schrägen, diamantförmigen Nahtlöcher, durch die die Naht eine schöne Treppung bekommt. Der Faden läuft dabei immer den kürzesten Weg: von einem Loch oben in das nächste unten. Auf diesem Bild könnt ihr das schön sehen:
Die
ersten Sattlernähte könnt ihr an einem dickeren Stück Karton üben. Das
Nahtbild sieht dann zwar nicht so schön aus wie später auf Leder, aber
dafür "verschwendet" ihr nichts von dem Leder für eure ersten Versuche.
Legt
das Stück Leder (oder den Test-Karton) auf eine Unterlage die
beschädigt werden darf (zum Beispiel ein Holzbrett oder einen sehr
dicken Stapel Zeitungen). Schlagt mit einem Hammer das Stecheisen in das
Leder, so dass die typischen diamantförmigen Löcher entstehen.
Setzt das Stecheisen
dann im letzten Loch an und macht so Schlag für Schlag weiter bis ihr so viele Löcher habt
wie ihr braucht.
Messt euch ein Stück Faden ab das mindestens
vier Mal so lang ist wie die Strecke, die ihr nähen wollt. Fädelt an
beiden Seiten die Nadeln auf und "verknotet" sie, so wie ihr es unten in der Bilderserie sehen könnt. Bewegte Bilder könnt ihr in diesem Video bei 2:46min sehen.
Die Sattlernaht in Worten zu beschreiben halte ich für unnötig kompliziert. Deshalb verweise ich hier auf dieses toll gemachte Video von Youtube. (Ab Minute 8:07).
Ihr
erfahrt sehr anschaulich wie man eine Sattlernaht macht. Wir werden
sowohl die Variante mit als auch die ohne Knoten verwenden, daher
solltet ihr beides üben bis ihr mit dem Nahtbild zufrieden seid. Hier
wird
mit einer Stechahle (Möglichkeit 2) genäht, das Einstechen fällt bei unserer Variante deshalb einfach weg, den Rest könnt ihr genau so übernehmen.
Wichtig ist hierbei, dass die Oberseite
auf der man die Löcher gestochen hat beim Nähen auf der linken Seite ist. Sonst ist die Neigung der Löcher nachher genau falsch herum. Das könnt ihr in diesem Video nochmal genauer sehen.
Möglichkeit 2: Mit der Schwertahle
Überprüft zunächst, ob eure Schwertahle scharf ist. Sonst müsst ihr sie gegebenenfalls noch einmal schärfen. Markiert dann mit dem Prickrad den gewünschten Abstand der Stiche und klemmt das Lederstück anschließend in das Nähpony ein.
Messt euch ein Stück Faden ab das mindestens vier Mal so lang ist wie
die Strecke, die ihr nähen wollt. Fädelt an beiden Seiten die Nadeln
auf und "verknotet" sie, so wie ihr es unten in der Bilderserie sehen könnt. Bewegte Bilder könnt ihr in diesem Video bei 2:46min sehen.
Die Sattlernaht in Worten zu beschreiben halte ich für unnötig kompliziert. Deshalb verweise ich hier auf dieses toll gemachte Video von Youtube. (Ab Minute 8:07)
Ihr
erfahrt sehr anschaulich wie man eine Sattlernaht macht. Wir werden
sowohl die Variante mit als auch die ohne Knoten verwenden, daher
solltet ihr beides üben bis ihr mit dem Nahtbild zufrieden seid.
Allerdings hat sich im Video ein kleiner Fehler eingeschlichen: Die
Stechahle wird genau in die falsche Richtung geneigt. Damit der Faden
nachher richtig in den Löchern liegt muss die Stechahle aus der
Waagrechten ca . 45° im Uhrzeigersinn gedreht werden. Und nicht wie im
Video zu sehen dagegen. Anders gesagt: Man kippt die Hand ein Stück nach hinten ab, so wie man beim Motorrad fahren Gas geben würde.
Sonst ist die Neigung der Löcher nachher genau falsch herum und der Faden verläuft nicht auf dem kürzesten Weg von Loch zu Loch.
Faden vernähen
Damit die Naht nicht aufgeht vernäht man am Anfang und am Ende der Naht 2-3 Stiche.
Dabei näht man die ersten und letzten Stiche einfach doppelt.
Das schönste Nahtbild bekommt man, wenn dabei die unteren Stiche ohne Knoten sind!
Dazu
fängt man die Naht nicht im ersten Loch (das, das am weitesten vom
Körper weg ist) an, sondern im dritten oder vierten. (Beim Nähen mit
Schwertahle sticht man diese Löcher vorher vor.)
Näht dann mit der Naht ohne Knoten
vom Körper weg bis ihr im ersten Loch angelangt seid. Zieht den
Faden hierbei ein wenig fester an als ihr das normalerweise macht, damit die doppelten Stiche nicht so viel dicker werden.
Wenn ihr möchtet könnt ihr jetzt einen rustikalen Überschlag machen:
Dazu überkreuzt ihr die Fäden über der Außenkante des Leders, und näht in das gleiche Loch einen Stich mit Knoten. In diesem Video seht ihr das ab Minute 13:29.
Jetzt
beginnt die ganz normale Naht, das heißt wenn ihr einen Naht mit Knoten
möchtet fangt ihr jetzt damit an. Weitet mit der Rundahle die Löcher
und näht über die ersten Stiche drüber. Ihr könnt beide Nähte entweder
nebeneinander legen, oder übereinander. Letzteres finde ich persönlich
schöner, da sie dann kaum auffallen.
Die letzten drei Stiche der Naht werden wieder ohne Knoten
genäht, und fester angezogen. Dann näht man wieder rückwärts mit der
normalen Naht (also gegebenenfalls mit Knoten) über die Stiche drüber.
Wenn
euer Projekt eine Rückseite hat, könnt mit dem Faden, der auf der
Vorderseite raus kommt noch einen Stich nach hinten machen, so dass
beide Fäden auf der Rückseite sind und dann dort abschneiden.
Ansonsten werden die Fäden einfach abgeschnitten.
Kanten bearbeiten
Je nach Leder muss man die Kanten des Lederstücks noch bearbeiten, damit diese schön glatt aussehen.
Für unsere ersten Projekte wählen wir deshalb Leder bei dem das nicht nötig ist, zum Beispiel Fettleder, oder nehmen Lederrohlinge bei denen die Kanten schon bearbeitet sind.
Für alle Fortgeschrittenen erkläre ich jetzt wie man die Kanten bearbeitet.
Ihr braucht
Mit Schleifpapier (erst grob, dann immer feiner) verstärkt man diesen Effekt und produziert eine schöne Kante.
Falls das Leder sehr fusselig ist, kann man zwischen dem Schleifen mit Sattlerseife darüber wischen. Das glättet die Fasern.
Zum Schluss verteilt man etwas Bienenwachs auf der Kante und rubbelt mir dem Kantenpolierer so lange, bis eine gleichmäßige glänzende Kante entsteht. Je länger man poliert, desto besser!
Ein tolles Video zu dem Thema könnt ihr euch hier oder auch hier anschauen. Dort werden zum Teil technischere Werkzeuge und spezielle Wachse benutzt. Das braucht ihr aber nicht unbedingt. Die Materialien oben reichen für den Anfang völlig.
Ihr braucht
- Kantenbrecher / Kantenzieher
- Schleifpapier
- optional: Sattlerseife
- Bienenwachs
- Kantenpolierer (ich habe diesen* von amazon. Der ist zwar super, hat allerdings ziemlich lange gebraucht bis er da war... )
- ggf. Lederfarbe in der Farbe eures Lederstücks um die Kante nachzufärben
Mit Schleifpapier (erst grob, dann immer feiner) verstärkt man diesen Effekt und produziert eine schöne Kante.
Falls das Leder sehr fusselig ist, kann man zwischen dem Schleifen mit Sattlerseife darüber wischen. Das glättet die Fasern.
Zum Schluss verteilt man etwas Bienenwachs auf der Kante und rubbelt mir dem Kantenpolierer so lange, bis eine gleichmäßige glänzende Kante entsteht. Je länger man poliert, desto besser!
Ein tolles Video zu dem Thema könnt ihr euch hier oder auch hier anschauen. Dort werden zum Teil technischere Werkzeuge und spezielle Wachse benutzt. Das braucht ihr aber nicht unbedingt. Die Materialien oben reichen für den Anfang völlig.
Ausschärfen
Wenn man zwei Lagen Leder aufeinander näht reduziert man oft die Dicke der beiden Stücke, damit keine so große Wulst entsteht.
Dazu nimmt man ein scharfes (Cutter-) Messer und schneidet das Leder auf der Rückseite zum Ende hin dünner.
Wenn ihr einen Hobel habt, könnt ihr auch damit das Leder vorsichtig abtragen. Das geht leichter und schneller.
Wenn ihr einen Hobel habt, könnt ihr auch damit das Leder vorsichtig abtragen. Das geht leichter und schneller.
Wichtig
dabei ist, dass man noch ca. ein drittel der ursprünglichen Dicke
erhält. Mach man das Leder zu dünn, dann wellt es sich oft an der
Kante.
Fertig!
Jetzt habt ihr alle Grundlagen um mit eurem ersten Projekt anfangen zu können! Ich
wünsche euch ganz viel Spaß beim ausprobieren dieser neuen Technik!
Hier findet ihr nochmal alle Tutorials zum Thema Leder. Schaut euch auf jeden Fall die Anfänger Projekte wie zum Beispiel der Halsring, die Leine, oder den Ledergürtel an, die jetzt nach und nach online kommen werden.
Um das sofort mit zu bekommen könnt ihr mir auf Instagram, Facebook oder Pinterest folgen. Kontakt
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Ich würde mich auch wahnsinnig freuen wenn ihr mich verlinkt, oder mir Bilder davon schickt!
Eure Jacky ▽
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Diese Anleitung ist ja genial, Danke vielmals!
AntwortenLöschenBekommt man diese Grundlagen auch als Buch zu kaufen?
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